Ein Jahr im Zeichen des Wandels
In 2023 erwarten wir mehrere Entwicklungsphasen an den Finanz-märkten: Da die höheren Zinsen die Wirtschaft belasten, rechnen wir zunächst mit einer Kurskorrektur. In der zweiten Jahreshälfte sollte der Inflationsdruck allmählich nachlassen, was Aktien wieder attraktiver machen könnte.
Die Zentralbank wird die Inflation mit allen Mitteln bekämpfen, um eine Krise wie in den 1970er Jahren zu vermeiden. Die Zinserhöhungen in den USA sind noch nicht beendet, jedoch dürften die Zinsen langsamer steigen als in 2022. Der Großteil der verbleibenden Zinserhöhungen mag bereits eingepreist sein, entscheidend ist aber der Maximalzinssatz: Steigen die Zinsen auf rund 6%, ist eine Rezession der US-Wirtschaft wahrscheinlich und könnte schwerer ausfallen als erwartet.
In Europa, wo die weitere Konjunkturentwicklung maßgeblich von der Energiekrise abhängt, ist eine Rezession wohl nicht mehr zu vermeiden. Staatliche Ausgaben können einen Abschwung lindern, die Stunde der Wahrheit wird jedoch im vierten Quartal schlagen, denn bis dahin müssen die Gas-speicher wieder voll sein. In einem Jahr des Wandels werden daher strategische Energieunabhängigkeit und neue Handelsvereinbarungen den Ausschlag geben.
Der Immobilienmarkt und die Covid-Politik bereiten China die größten Probleme. Meistert das Land diese gut, könnte die Wirtschaft überraschen: Der Immobilienmarkt könnte sich dank gelockerter Regulierung erholen und das Ende von Covid-Beschränkungen stimmt positiv. Die Hauptrisiken liegen in geopolitischen Spannungen und einer Verschärfung der Konfrontation mit den USA.
Diese drei Themen sind prägend und ausschlaggebend für unsere Basis- und Alternativszenarien.
Verschärfung/Ausweitung des Ukraine-Kriegs
Abgekoppelte Inflationserwartungen, Überreaktion der Zentralbanken
Weltweiter Wirtschaftsabschwung (USA, China, Europa) / erneuter Deflationsdruck, Inflation gerät außer Kontrolle / abgekoppelte Inflationserwartungen
Energiekrise erneut akut im zweiten Halbjahr 2023
Globale Finanzkrise, Schuldenkrise mit mehreren Zahlungsausfällen von Schwellenländern.
Insolvenzen und generell Zahlungsausfälle
Klimaschutzmaßnahmen werden verschoben
Extreme Klimabedingungen in weiten Regionen der Welt
Patt im Ukraine-Krieg
Zunehmende Spannungen zwischen den politischen Entscheidungsträgern in der Eurozone, da sich die fiskalische Unterstützung als inflationär erweisen kann
Die US-Notenbank wird die Höhe der Zinserhöhungen weiter normalisieren/reduzieren; Britische Zentralbank: moderater Zinsanhebungszyklus; EZB erhöht Zinsen / passives Vorgehen bei Programm zur Quantitativen Straffung/aktiviert wahrscheinlich TPI* der EZB; chinesische Zentralbank lockert
EU aktiviert Rettungsplan zur Bewältigung der Energiekrise (H2 2023)
Abschwächung der Energiekrise im 2. Halbjahr 2023
Die Inflation kehrt bis 2024 nicht zum Ziel der EZB zurück (2%)
Globales nominales BIP-Wachstum tendiert höher mit Rezession in der EU und steigenden Rezessionsrisiken in den USA und China; moderate globale Expansion und unterdurchschnittliches Wachstum für 2024 erwartet
Ein Rückgang der Unternehmensgewinne wird sich im ersten Halbjahr 2023 fortsetzen, gefolgt von einer Erholung
Globale Finanzbedingungen verschlechtern sich angesichts der Fortsetzung des Straffungszyklus
Begrenzte Ausweitung der Spreads
Klimawandel trägt zu stagflationären Trends bei
Klimarisiko hemmt Wachstum
Waffenstillstand in der Ukraine
Russland nimmt Gasexporte nach Europa teilweise wieder auf
Fiskalische Disziplin wird schrittweise wiederhergestellt
Inflation geht schnell zurück
Abnehmende Unsicherheiten, höhere Sparraten und wieder auflebende Kaufkraft treiben die Nachfrage in den Industrieländern an
Rückkehr der Risikobereitschaft im Markt
Klimaschutzpolitik und Energiewende als oberste Priorität
Quelle: Amundi Institute. Stand: Dezember 2022.
Mehrere Risiken können sich 2023 negativ auf die Märkte auswirken. Anleger sollten diese Risiken im Blick haben, dabei jedoch nicht vergessen, dass Risiken auch Chancen bedeuten können.
Eskalation des Krieges
in US-Staatsanleihen, US-Dollar, Qualitäts- und Value-Aktien
Globale Gewinnrezession, schwaches Wachstum der Weltwirtschaft von unter 3%
in Staatsanleihen, US-Dollar, Gold
Rezession in China
in US-Dollar, Gold, US-Staatsanleihen, liquiden „Sichere-Hafen-Anleihen“
Unkontrollierte Inflation in den Industrieländern
in TIPS (inflationsgeschützte US-Staatsanleihen), Gold, Rohstoffen, Devisen, Sachwerten
Wir rechnen in der ersten Jahreshälfte mit einer weiteren Konjunkturabkühlung verbunden mit hoher Inflation und Gewinn-rezessionen, weshalb sich die Kurskorrekturen zunächst fortsetzen dürften. Zu Jahresbeginn empfehlen wir Anlegern daher eine konservative Portfoliostruktur, die sie im Laufe des Jahres anpassen und das Risiko erhöhen könnten.