Trotz der Turbulenzen an den Finanzmärkten hat der ETF-Markt in diesem Jahr bereits hohe Mittelzuflüsse verzeichnen können, auch wenn diese in den vergangenen Monaten deutlich nachgelassen haben. Ein Großteil der neuen Gelder ist, überraschenderweise, in Aktien-ETFs geflossen.
Nicht zu vergessen: Dank rückläufiger Pandemiezahlen und einer Wiederbelebung der globalen Wirtschaftsaktivitäten verlief der Start in das Jahr 2022 zunächst positiv und ebnete für einen Moment einer „neuen Normalität“ den Einzug in das Wirtschaftsleben. Die US-Wirtschaft hat sich dabei als stabiler und energieunabhängiger dargestellt, zumal der Konflikt in der Ukraine das Tagesgeschäft in den USA weit weniger beeinträchtigte als dies in Europa der Fall war. Kein Wunder, dass sich der US-Markt als der mit Abstand beliebteste Markt für Anleger erwies. Auch China, die einzige größere Volkswirtschaft, deren Zentralbank über Zinssenkungen das Wirtschaftswachstum anzukurbeln versuchte, zeigte sich für Anleger attraktiv. Europa im Epizentrum des Russland- Ukraine-Konflikts hat unter den wirtschaftlichen Folgen hingegen weitaus stärker gelitten. Seit der russischen Invasion sind die Umsätze an den Börsen merklich zurückgegangen. Preisanstiege im Energie- und Lebensmittelsektor haben die Inflationszahlen immer weiter steigen lassen und Anleger dazu veranlasst, bei ihrer Investitionsentscheidung sowohl selektiver als auch defensiver vorzugehen. Die Mittelzuflüsse bei Aktienwerten übertrafen die des Anleihesektors in der Vergangenheit immer deutlich, doch die drohende Rezession hat in den vergangenen Monaten dafür gesorgt, dass die als „sichere Häfen“ genannten Anlageformen aufholen und Aktienmittelzuflüsse überholen konnten. Mittelzuflüsse in ESG-ETFs bewegen sich bislang auf einem guten Niveau, sind jedoch nicht so dynamisch wie im vergangenen Jahr, wobei kurzfristige, defensive Titel die Oberhand behielten. Aktuell lässt sich ein erneuter Appetit auf ETFs mit Berücksichtigung von ESG- Faktoren beobachten. Die Nachfrage nach Rohstoff-ETFs hat zuletzt spürbar nachgelassen. Anleger scheinen bevorzugt Gewinne zu realisieren und befürchten einen möglichen Rückgang der Rohstoffpreise. Angesichts einer angespannten Versorgungslage sowie einer dynamischen Nachfrageentwicklung bleibt die Aussicht auf hohe Preise bei Öl und Basismetallen langfristig jedoch bestehen. Hinsichtlich der verbleibenden Monate bis Jahresende ist es schwierig, eine zuverlässige Vorhersage darüber zu treffen, worin Anleger ihr Geld als Nächstes investieren. Wir gehen davon aus, dass die Märkte sowohl aufgrund geopolitischer als auch wirtschaftlicher Faktoren schwankungsreich bleiben werden. Anleger werden weiterhin nach Möglichkeiten suchen, ihre Portfolios abzusichern und dabei defensive und qualitativ hochwertige Vermögenswerte als auch Gold nachfragen.
Mittelzuflüsse in ESG- ETFs bewegen sich bislang auf einem guten Niveau, sind jedoch nicht so dynamisch wie im vergangenen Jahr.