Christian Pellis leitet als Chief Executive Officer (CEO) die Amundi Deutschland GmbH. Er ist verantwortlich für die Geschäftsentwicklung von Amundi in Deutschland, die an den Standorten München und Frankfurt präsent ist. In dieser Funktion spricht er viel mit Investoren und weiß daher gut, was Kunden bewegt.
Herr Pellis, in der letzten Ausgabe von Die Welt der ETFs haben Sie uns erläutert, dass durch das Zusammengehen von Lyxor und Amundi der größte europäische ETF-Anbieter entsteht. Was hat sich seitdem getan? Christian Pellis: Seit unserem letzten Gespräch hat sich in der Tat viel getan. Seit Ende Mai ist der lokale Zusammenschluss von Lyxor und Amundi vollzogen und bereits Anfang Juni sind beide Teams am Standort Frankfurt in neue Räumlichkeiten in die Taunusanlage 18 umgezogen, ganz in der Nähe der Alten Oper. Dass die Integration so gut geklappt hat, ist vor allem dem Engagement und der Leistungs-bereitschaft beider Teams geschuldet. Was wir gemeinsam bewältigt haben, darauf bin ich als CEO sehr stolz. Darüber hinaus dürfen wir nicht vergessen, dass wir in diesem Jahr noch mit zusätzlichen, aus externen Ursachen resultierenden Veränderungen konfrontiert wurden und sind. Und auch hier leistet unser Team extrem gute Arbeit. Wir stehen im kontinuierlichen Austausch mit unseren Kunden, denn gerade jetzt ist es für unsere Kunden von großer Wichtigkeit, dass wir da sind, zuhören und gemeinsam Lösungen finden. Im Endkundenbereich nutzen wir unsere gebündelte Expertise und Erfahrungen, um neue Produkte aufzulegen und bestehende weiter zu verbessern, um unseren Kunden weiterhin umfassende, auf ihre Bedürfnisse passende, Lösungen anbieten zu können. Unter Berücksichtigung der seit August in Anlagegesprächen so wichtigen Frage: Welche Vorlieben haben Anlegerinnen und Anleger in Sachen nachhaltiger Geldanlage? – ein extrem wichtiger Punkt für uns. Wir denken, dass sich die Anlageberatung damit entscheidend weiterentwickeln wird und dabei den geforderten Veränderungsprozess in der Wirtschaft nachvollziehbarer macht. Denn sobald ich mir selbst klar werden muss, welche Wirkung meine Geldanlage haben kann, um einen positiven Einfluss auf die Umwelt und die Gesellschaft auszuüben, umso mehr setze ich mich auch selbst mit dem Thema auseinander.
Welche Vorlieben haben Anlegerinnen und Anleger in Sachen nachhaltiger Geldanlage? Dies ist ein extrem wichtiger Punkt für uns.
Eine Frage, die Leser uns nach der letzten Ausgabe gestellt haben, war, warum es eines europäischen ETF-Champions bedarf? Christian Pellis: Neun der zehn größten Vermögensverwalter weltweit kommen aus den USA oder dem angelsächsischen Raum. Amundi hat seinen Hauptsitz in Frankreich. Schon kulturell bedingt haben wir als Europäer eine andere Sicht auf bestimmte Dinge. Dies setzt sich auch beim Thema Asset Allocation fort. Beim Thema Nachhaltigkeit kann man dies sehr gut veranschaulichen. Manche Themen, bei denen wir uns auch in Europa unterscheiden, brechen wir auf die nationalen Anforderungen und Bedürfnisse der Anlegerinnen und Anleger herunter. Indem wir unterschiedliche Perspektiven einnehmen – auch durch unsere Diversität in den Teams der jeweiligen Anlageklassen –, betrachten wir viele Themen in der Abwägung der jeweiligen Kundenbedürfnisse der Länder, in denen wir aktiv sind. Als größter europäischer ETF-Anbieter und größter europäischer Vermögensverwalter können wir so unseren Investoren und Anlegern einen Mehrwert bieten.
Der bisherige Jahresverlauf hat Anlegerinnen und Anleger vor große Herausforderungen gestellt. Ukraine-Krieg, weiter steigende Energiepreise, Inflation und Lieferkettenprobleme sind nur einige Stichwörter. Wie können sich unsere Leserinnen und Leser in diesem Umfeld verhalten? Christian Pellis: Ich glaube es ist wichtig, zwischen einem langfristigen und einem eher kurzfristigen, handelsorientierten Anlagehorizont zu unterscheiden. Anlegerinnen und Anleger mit einem langen Anlagehorizont sollten von der Vergangenheit lernen, den Markt beobachten und versuchen, Ruhe bewahren. Wer mittels eines ETF-Sparplans investiert ist, um zum Beispiel fürs Alter vorzusorgen oder andere langfristige Ziele zu erreichen, sollte diesen weiterhin besparen. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich im aktuellen Umfeld Ruhe, Disziplin und eine möglichst breite Aufstellung sicherlich auszahlen werden.