Es ist nun wirklich keine einfache Zeit für Anleger. Der unsägliche Krieg in der Ukraine hält unvermindert an. Die Energiepreise sind (noch) weiter gestiegen. Gestörte Lieferketten und Produktionsausfälle treiben die Preise von Gütern und Dienstleistungen zusätzlich in die Höhe. In der Folge erreichen Inflationsraten in den letzten Jahrzehnten nicht mehr gekannte Niveaus. Die Aussichten und Erklärungen dazu, wann es wieder zu einer Normalisierung kommen könnte, verschieben sich bald im Wochenrhythmus nach hinten. Gleichzeitig setzen dieses Szenario und zukünftig zu erwartende Entwicklungen die Zentralbanken weltweit unter Druck, handeln zu müssen. Insgesamt eine beunruhigende Gemengelage, die nicht wenige Anleger ratlos zurücklässt. Selbst die noch vor Kurzem als Inflationsschutz gepriesenen Kryptowährungen haben diesen Test nicht bestanden. Ganz im Gegenteil: Wer in Bitcoin und Co. investiert ist, musste bislang trotz stark steigender Inflationszahlen deutliche Verluste hinnehmen. Die Lage und Stimmung an den Kapitalmärkten ist dementsprechend von großer Unsicherheit geprägt. Was aber tun? Alles verkaufen und auf bessere Zeiten hoffen? Den Kopf in den (Anlage-)Sand stecken und den richtigen Einstiegszeitpunkt abwarten, wann auch immer der ist? Mir kommt an dieser Stelle die Binsenweisheit „In der Ruhe liegt die Kraft“ in den Kopf, auch wenn dies vor dem Hintergrund der immer wieder neuen negativen Schlagzeilen vielleicht zunächst abwegig erscheint. Für einen Verkauf von Wertpapieren könnte es ohnehin bereits zu spät sein, haben die Finanzmärkte seit Jahresanfang doch bereits deutlich korrigiert. Ob jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Einstieg gekommen ist, weiß ich so wenig wie die meisten Menschen um mich herum, denn dazu bedürfte es der berühmten Glaskugel, die dann auch noch zuverlässig funktionieren müsste. Was möglicherweise helfen könnte, ist ein Blick in die Vergangenheit. Und in der Tat sind nach schlechten Nachrichten für die Börse die Kurse in der Folge doch immer wieder gestiegen – auch wenn dies Zeit benötigen kann und nicht zwangsläufig erfolgen muss, wie nach dem Kurseinbruch aufgrund von Covid-19 im Frühjahr 2020. Anleger, die jetzt erstmals Verluste erleiden, was für Finanzmärkte nichts Besonderes ist, müssen nun stark sein, denn Phasen von Kursrückgängen kommen immer wieder mal vor. Das Geheimnis an der Börse und auf dem Weg zum Vermögensaufbau lautet: Langfristigkeit. Und dass das angelegte Geld verzichtbar ist, also nicht für kurzfristige Ziele herhalten soll oder gar muss. Gepaart mit der Einsicht, dass sich Börsenentwicklungen kurzfristig kaum zuverlässig vorhersagen lassen, ergibt sich eine klare Erkenntnis: Der eine, alles entscheidende Einstiegszeitpunkt in den Markt ist nicht vorhersehbar, und der langfristige Vermögensaufbau erfordert Zeit, Disziplin und Geduld. Der Lohn in der Vergangenheit: ansprechende und auskömmliche Erträge. Insofern liegt in der Ruhe doch die Kraft. „Und wie sieht es mit der praktischen Umsetzung aus?“, wird jetzt mancher Leser fragen. Wenn Sie in der Vergangenheit, im Vorfeld Ihrer Geldanlage, einen Plan erstellt haben, dann überprüfen Sie am besten, ob dieser Plan und Ihre Ziele noch zusammenpassen. Ist das der Fall und sind Sie weiter von der fundamental richtigen Ausrichtung Ihrer Investitionsentscheidung überzeugt, dann halten Sie an Ihrer Anlage fest. Für diejenigen, die erst noch vor der Entscheidung stehen, sind die klassischen Fragen nach Anlageziel, Anlagehorizont, der Risikobereitschaft und natürlich nach der Anlageklasse und den Regionen und Themen, in die Sie anlegen möchten, wesentlich. Wenn es dann so weit ist, bieten sich je nach Ausgangslage – bitte nur Geld anlegen, auf das Sie gut und gerne für einen längeren Zeitraum verzichten können – regelmäßige ETF-Sparpläne oder die Aufteilung einer größeren Anlagesumme auf mehrere Zeitpunkte an. „Aber haben Sie nicht eben geschrieben, dass niemand den genau optimalen Einstiegszeitpunkt voraussehen kann? Warum dann eine Verteilung auf mehrere Einstiegszeitpunkte?“, höre ich Sie fragen. Nichts spricht dagegen, eine größere Anlagesumme auf einen Schlag zu investieren. Hier spielt die menschliche Psyche eine alles entscheidende Rolle. Für viele Anleger ist eine Aufteilung auf verschiedene Zeitpunkte einfach beruhigender, weil sich möglicherweise niedrigere Einstiegszeitpunkte ergeben können. Bitte achten Sie aber auf mögliche Kosten, die anfallen können und mitunter gewisse Mindesteinstiegssummen als sinnvoll erachten lassen. Ich wünsche Ihnen in diesen herausfordernden Zeiten die nötige Ruhe, damit Ihr persönliches Portfolio langfristig weiterhin seine Kraft entwickeln kann. Bitte bleiben Sie unseren ETFs gewogen.
Der eine, alles entscheidende Einstiegszeitpunkt in den Markt ist nicht vorhersehbar, und der langfristige Vermögensaufbau erfordert Zeit, Disziplin und Geduld.