Das CEO-Interview: Europa ist ein Kontinent voller Chancen
Marketingmitteilung
Auf der beliebten Amundi Investment Konferenz Ende September drehten sich die Analysen der renommierten Expertinnen und Experten vor allem um ein Thema: Europa und seine Bedeutung für Kapitalanleger. Gastgeber Christian Pellis, CEO von Amundi Deutschland, erkannte viele Chancen trotz großer geopolitischer und wirtschaftlicher Herausforderungen, mit denen sich der alte Kontinent gerade konfrontiert sieht. Warum europäische Finanzmärkte perspektivisch attraktiv bleiben dürften, erläutert Christian Pellis im Interview.
Herr Pellis, die jüngste Amundi Investment Konferenz Ende September stand unter dem Motto „Zeit für Europa“. Wie fiel das Fazit für den Investitionsstandort Europa aus?
Ich würde sagen, der Optimismus überwog ganz klar. Das verwundert mich auch nicht, denn wir sind ein starker Kontinent voller Chancen, der seine Rolle in der Welt gerade wieder neu definiert. Hinzu kommt, dass die europäischen Märkte derzeit günstig bewertet sind, gerade im Vergleich mit den USA.
Geopolitisch erleben wir ja bewegte Zeiten. Wo würden Sie den alten Kontinent aktuell verorten?
Lange stand der europäische Markt im Schatten der USA, doch seit einiger Zeit erleben wir nicht nur einen tiefgreifenden Umbruch der geopolitischen Machtverhältnisse und einen rasanten Wandel der Weltwirtschaft: Auch die globalen Kapitalmärkte erfahren eine neue Dynamik. So müssen wir beobachten, wie politische Unsicherheiten in weiten Teilen der Welt zunehmen und erratische Politikentscheidungen langfristige Planungen immer schwerer machen. Währenddessen präsentiert sich Europa als vergleichsweise stabil und berechenbar – und bietet attraktive Anlageaussichten.
Momentan zeichnet sich ja eine neue Dualität zwischen den USA und China ab. Kann Europa da mithalten?
Europa steht an einem Wendepunkt. Nach Jahren der wirtschaftlichen Schwäche und der politischen Lethargie sehen wir nun Anzeichen für eine Trendwende: Die Notwendigkeit größerer europäischer Souveränität scheint erkannt, internationale Kapitalzuflüsse steigen, in Infrastruktur und Verteidigung werden Rekordsummen investiert.
Europa war lange Zeit die führende Macht des Welthandels und wir haben immer noch eine starke Position – darauf können wir aufbauen. Vor allem, wenn wir die Vorteile unserer Wirtschafts- und Wertegemeinschaft ausspielen und unser internationales Gewicht voll einbringen – die Vertiefung und Stärkung des EU-Binnenmarktes ist wichtiger denn je.
Sie sprechen es an: Die Aussetzung der Schuldenbremse in Deutschland ließ Wachstumsfantasie aufkommen. Wieso ist diese über den Sommer hinweg etwas abgeflaut?
Zum einen belasteten Unsicherheiten in Sachen Zölle die Wirtschaft und die Börsen. Andererseits trägt aber auch die langsame Handlungsgeschwindigkeit der Politik – nicht nur in Deutschland – zu Skepsis bei, die an den europäischen Aktienmärkten zwischenzeitlich zu einer Seitwärtsbewegung geführt hat. Die Politik sollte also zügiger ins Handeln kommen, ihre Selbstblockaden ablegen. Um eine neuerliche Dynamik zu entfalten, braucht es neben Planungssicherheit im Hinblick auf die Zollpolitik beispielsweise auch Erleichterung für europäische Unternehmen – etwa bei der Bürokratie und der Schuldenquote – sowie attraktiver Investitionsanreize.
Die aktuellen Gewinnaussichten sind für US-amerikanische Unternehmen deutlich höher als für europäische. Wie kam es dazu?
Trotz der Zollthematik konnten die US-Unternehmen – auch wegen der US-Dollar-Schwäche – ihre Gewinnerwartungen übertreffen, so dass die Prognosen inzwischen deutlich im zweistelligen Bereich liegen. Denn exportierende US-Unternehmen konnten infolge des Wechselkursgefälles mit ihren Umsätzen in z.B. Euro auch Währungsgewinne realisieren, die nun positiv in die Erwartungen einzahlen. In Europa wirkte der starke Euro hingegen genau andersherum.
Sind US-Aktien also doch attraktiver als europäische?
In Anlagefragen geht es selten um ein Entweder-oder – vielmehr geht es um Gewichtung. Ein diversifiziertes Portfolio mit US-amerikanischen und europäischen Titeln ist immer noch eine gute Basis für viele Anleger. Wir sind jedoch überzeugt davon, dass das Übergewicht amerikanischer Titel in vielen Indizes und Portfolios nicht mehr generell gerechtfertigt ist. Doch kann der komplette Verzicht, selbst auf nahezu astronomisch bewertete KI- und Tech-Titel aus den USA, sicher auch keine Lösung sein. Das Verringern des US-Anteils und „mehr Europa“ im Portfolio kann aber sehr wohl für viele Investoren sinnvoll sein.
Was macht Sie so zuversichtlich, dass die europäischen Märkte in Relation attraktiv bleiben?
Wir rechnen damit, dass sich die Schere beim BIP-Wachstum schließt. Bereits 2026 wird es mit 1,6% für die USA und 1,2% für Europa nicht mehr der große Unterscheidungsfaktor sein. Auch hat die EZB noch etwas mehr Spielraum für Zinssenkungen als die Fed, und perspektivisch rechnen wir mit einem stärkeren Euro bei gleichzeitiger US-Dollar-Schwäche. Zudem ist der europäische Aktienmarkt gemessen am KGV deutlich günstiger als der US-amerikanische. Große Fiskalpakete könnten die europäische Rüstung und die Infrastruktur beflügeln und so wichtige Wachstumsimpulse setzen. Und auch europäische Staatsanleihen sind wieder vergleichsweise attraktiv verzinst. In einem zunehmend protektionistischen Umfeld und bei ansteigenden Systemrivalitäten könnten zudem die Positionierung der Europäer als Mittler sowie ihre gute internationale Vernetzung neue Chancen eröffnen. Voraussetzung bleibt, dass der Binnenmarkt gestärkt und die europäische Verteidigung vereinheitlicht wird.