Drei Fragen an den CEO von Amundi Deutschland
Im September 2023 wurde Christian Pellis vom Anlegermagazin Cash zum „Head of the Year 2023“ gewählt. Aus Anlass dieser Ehrung wurde Christian Pellis vom Cash-Chefredakteur Frank Milewski zur bisherigen Strategie von Amundi Deutschland befragt, aber auch zu einigen grundsätzlichen Themen, unter anderem zu ESG. Im Folgenden finden Sie einen Auszug aus dem Gespräch, das Christian Pellis mit Cash geführt hat. Als Redaktion von Die Welt der ETFs beglückwünschen wir Christian Pellis und das gesamte Amundi Team in Deutschland an dieser Stelle zu der Auszeichnung!
Herr Pellis, seit Januar 2021 sind Sie Chef von Amundi Deutschland, einer Tochter des sowohl größten europäischen Vermögensverwalters als auch, seit 2022, größten europäischen ETF-Anbieters. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus? Was waren die größten Herausforderungen?Christian Pellis: Amundi ist in Deutschland in den letzten Jahren stark gewachsen. Ich kann daher ein sehr positives Fazit ziehen. Unser Wachstum im deutschen Markt ist eines meiner Ziele – und dass wir uns in den vergangenen zwei sehr herausfordernden Jahren so gut entwickelt haben, freut mich umso mehr. Schaue ich jetzt zurück, dann war mein Start als CEO des Deutschlandgeschäfts von Amundi unter Coronavirus-Bedingungen wirklich nicht einfach. Nach der Corona-Krise hat dann zusätzlich der Ukraine-Krieg die Märkte massiv beeinflusst und wir haben die Übernahme von Lyxor bekanntgegeben. In diesem Kontext sind wir als Team sehr schnell zusammengewachsen und haben es geschafft, uns gegen den Trend zu stellen und gute Zahlen abzuliefern – und zwar in allen Geschäftsbereichen.
Von welchen Wachstumsraten sprechen wir da? Christian Pellis: 2020 hatte Amundi in Deutschland rund 64 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen. Durch den Zukauf von Lyxor und organisches Wachstum verwalten wir für unsere deutschen Kunden Stand Ende September 2023 118 Milliarden Euro. Größtenteils liegt das an unserem institutionellen Bereich, der neben dem klassischen Corporate-Geschäft auch bei geldmarktnahen Produkten jedes Jahr 10 bis 15 neue Kunden gewonnen hat. Aber auch unsere ETF-Sparte ist stark gewachsen. Mit unserer umfassenden Produktpalette sind wir für zukünftiges Wachstum in diesem Segment sehr gut positioniert. Der Trend zu passiven Produkten ist zudem ungebrochen. Als europäischer Marktführer profitieren wir von dieser Entwicklung und setzen daher gemeinsam mit unseren Vertriebspartnern alles daran, unseren Kunden bestmögliche Produkte und Services zu bieten.
Ende September wurden Sie von dem Cash Magazin, als Head of the Year 2023 ausgezeichnet. Was bedeutet diese Ehrung für Sie?Christian Pellis: Über die Auszeichnung freue ich mich natürlich sehr, aber sie gebührt nicht nur mir. Die Entwicklung, die wir in den vergangenen zwei Jahren erzielt haben, ist eine Teamleistung. Daher gebührt der Preis allen 136 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Amundi in Deutschland. Was macht uns erfolgreich? Wir prüfen regelmäßig, ob unsere lokale Strategie noch passt, ob wir auf Kurs mit unseren Zielen liegen – und was soll ich ihnen sagen, bisher lagen wir gut! Zudem sind wir offen für Opportunitäten, die sich auf Kunden- oder Produktseite ergeben. Erkennen wir eine, gehen wir sie an. Als Unternehmen haben wir eine offene Kommunikationskultur und insgesamt sehr flache Hierarchien. Das macht uns zu einem modernen Arbeitgeber. Und wir leben unsere Werte. Unternehmergeist ist einer, Tatkraft und Mut sind weitere.
Kommen wir zum Thema ESG, das nach wie vor ein sehr wichtiges Zukunftsthema ist. Allerdings heißt es oft, die Anleger seien sehr viel weiter in Sachen ESG als der Vertrieb. Dann wiederum hört man, Anleger würden das Thema mehrheitlich für ihre Kapitalanlage ablehnen. Wie bewerten Sie das?Christian Pellis: Man muss dabei zwei Aspekte unterscheiden. Die ESG-Regulatorik ist in den letzten Jahren stark gewachsen, und das unterstützen wir auch. Dennoch: wir stehen nach wie vor am Anfang der wirtschaftlichen Transformation zu mehr Nachhaltigkeit. Als Asset Manager sprechen wir mit vielen Unternehmen und sehen uns hier auch in einer Beraterfunktion. Wir haben uns schon früh mit dem Thema ESG und seinen Auswirkungen auf unser Handeln auseinandersetzen müssen, so dass wir jetzt Unternehmen auf ihrem Pfad zu nachhaltigeren Geschäftsmodellen begleiten. Allerdings ist in dieser Phase der Transformation noch kein abschließendes Urteil möglich, wie uns dies gemeinsam gelingen wird. Dann gibt es da noch den Bereich in der Regulatorik, der sich konkret mit den Belangen für Endkunden auseinandersetzt. Dieser wird ebenfalls immer komplexer. Hier gibt es ganz klare Bestimmungen, die uns vorschreiben, was wir als Anbieter alles machen müssen, so dass Privatkunden bessere Anlageentscheidungen treffen können. Seit August 2022 muss so zum Beispiel abgefragt werden, wie nachhaltig Kunden ihr Geld anlegen wollen. Ergebnisse aus Finanzstudien zeigen, dass der Kunde sich aufgrund der Überregulierung oftmals allerdings eher gegen nachhaltige Anlagen entscheidet, auch wenn er laut Marketingstudien generell der Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit positiv gegenübersteht. Dies bedauern wir natürlich, denn bei den tiefgreifenden Veränderungen, die auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der Wirtschaft und unserem Leben anstehenden, kommt es neben den staatlichen Maßnahmen und Fördergeldern auch auf die Investitionen von privaten Geldern an. Als Vermögenssammelstelle spielen wir hierbei eine wichtige Rolle und tragen eine große Verantwortung – derer wir uns bei Amundi bewusst sind und weshalb wir einen klaren Fokus auf das Thema ESG legen.